Schön vor groß
Von Valdivia aus war es nicht mehr weit bis in die große Stadt Puerto Montt. Da ich aber von vielen Chilenen gehört hatte, dass das nahe gelegene Städtchen Puerto Varas viel schöner sei, hat es mich zuerst dorthin gezogen. Und ich bereue es nicht.
Puerto Varas ist ebenfalls sehr von deutschem Einfluss geprägt – schließlich wurde die Stadt von Deutschen gegründet. In den kleinen Straßen habe ich nicht selten deutsche Schriften an Läden entdeckt, es gibt eine riesige deutsche Schule sowie den club aleman dort und die Häuser haben größtenteils einen rustikalen Baustil, der an deutsche Fachwerkhäuser erinnert. Doch spätestens wenn man am Ufer des Sees Llanquihue, an dem Puerto Varas liegt, steht, wird einem wieder klar, dass man in Chile ist. Llanquihue ist der drittgrößte See Südamerikas und ist traumhaft anzuschauen. Auf der anderen Seite des Ufers weilt der bekannte Vulkan Osorno in der schönen Landschaft.
Seen, Wasserfälle & ein Vulkan
Auf den hat es mich am nächsten Tag dann auch gezogen. Auf einer Tour haben wir uns zuerst den See Todos los Santos angeschaut, bevor es dann hoch zum Vulkan ging. Am Fuße dessen sind wir durch die Asche und die Lava-Gesteine gelaufen und haben auf unserem Weg sogar einen Krater gesehen. Und neben uns hat während des gesamten Weges der riesige, schneebedeckte Vulkan in den Himmel geragt.
Zum Abschluss der Tour haben wir noch einen Abstecher zu den berühmten Wasserfällen Saltos de Petrohue gemacht. Ihre intensiv türkis-blaue Farbe sowie ihre Lage vor dem Vulkan machen sie besonders ansehnlich. Allerdings lagen bereits einige trockene Sommerwochen hinter ihnen und so hatten sie recht wenig Wasser, als wir dort waren – trotzdem noch sehenswert und ein schöner Abschluss des Tages.
Schöner Ort
Nicht weit von Puerto Varas liegt ein weiteres kleines, schönes Städtchen mit viel deutschem Charme am Llanquihue-See. Es heißt Frutillar und bot mir am darauffolgenden Tag einen wunderschönen Ort zum Wetter, Essen und Landschaft genießen, da sich dort weniger Leute als in Puerto Varas tummelten. Nach einem sonnigen Tag am Strand hatte ich zum Abendessen den leckeren Fisch merluza. Doch mein Highlight in Frutillar war der Sonnenuntergang danach. Und natürlich das deutsche Stück Streußel-Kirsch-Kuchen, das ich dort am nächsten Morgen zum Frühstück am Ufer des Llanquihue gegessen habe. In diesem Moment habe ich mich tatsächlich fast wie zuhause gefühlt.
Der Weg zurück nach Puerto Varas am Fluss-Ufer entlang gestaltete sich sehr schön und ließ Platz für eine Pause, um eine besondere, hausgemachte Art von Bier, das cerseveza artesanal, zu probieren. Das hat mir sehr gut geschmeckt und mich in ein interessantes Gespräch mit einer Einheimischen verwickelt.
Sie war sehr schockiert über die für den Süden Chiles ungewöhnlich starke Hitze, die zu dieser Zeit dort herrschte. Und das, während es im normalerweise trockenen Norden des Landes aus Eimern schüttete und die Leute in San Pedro de Atacama beispielsweise mit überschwemmten Straßen zu kämpfen hatten. Das Wetter in Chile hat diesen Sommer verrückt gespielt. Doch wie ich so schön zu sagen pflege – Chile wird nie langweilig.
Fischmarkt, Hafen & eine Insel
Da ich es mir trotz nicht so begeisterten Hörensagen über Puerto Montt nicht nehmen lassen wollte, mir die Stadt selbst anzuschauen, habe ich dort nach meinem Aufenthalt am Llanquihue noch einen halben Tag verbracht.
Zuerst bin ich über den berühmten Fisch-Markt Angelmo gezogen und habe mich dort von den kleinen, roten, auf Stelzen stehenden Hütten beeindrucken lassen, bevor ich mich dann auf eine Bootstour im Pazifik begeben habe. Wir sind einmal um die Insel Tenglo gekurvt und haben dabei Puerto Montts Hafen, seine Küste sowie Seelöwen gesehen. Auch auf dem Boot hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Chilenen.
Bis dahin war ich ausschließlich Jugendlichen begegnet, die die Privatschule besuchen, da die öffentlichen Schulen in Chile einen schlechteren Ruf haben. Auf dem Boot habe ich mich allerdings mit einem Schüler der öffentlichen Schule Chiles unterhalten. Er hat mir zwar von dem ein oder anderen negativen Ereignis, das er an der Schule hatte, erzählt. Alles in allem schien er mir aber so gebildet, wie auch die Schüler der Privatschule, die mir bisher begegnet waren.
Leider bin ich in Puerto Montt nicht nur auf sympatische Menschen getroffen – während meines Spaziergangs entlang der schönen Küste vorbei am Wahrzeichen der Stadt, den enamorados sentados, wurde ich innerhalb einer Stunde 5 mal angesprochen und gefragt, ob ich nicht etwas Geld hätte oder etwas kaufen wolle. Irgendwann fängt das natürlich an zu nerven, da man sich ständig auf spanisch konsequent ausdrücken und seine Sachen doppelt hüten muss. Aber das ist ja nicht nur in Puerto Montt so, sondern in großen Städten auf der ganzen Welt.
Kurz vor dem Ende
Meinen Aufenthalt in Puerto Montt habe ich dann bei einem Snack gemütlich auf einer Bank mit großartigem Blick auf´s Meer ausklingen lassen, bevor ich mich dann auf den Weg zum letzten Ziel meiner Reise gemacht habe.
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