Wenn Träume wahr werden

Jeder kennt sie, jeder hat sie – Träume. Die Pyrenäen überqueren? Die chinesische Mauer entlang schlendern? Das Empire State Building erklimmen? Träume sind groß und so sehr wir auch hoffen, dass sie sich erfüllen, glauben wir doch meistens nicht wirklich daran. Aber was, wenn Träume plötzlich tatsächlich wahr werden?

Puerto Natales

In der vergangenen freien Woche war ich mit meiner Gastfamilie im Urlaub und habe dabei Dinge erlebt, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie erleben würde.

Es fing schon auf unserem Weg von Punta Arenas nach Puerto Natales auf der ruta del fin del mundo an – ich konnte nicht anders, als durchgehend aus dem Fenster zu schauen und ein Naturphänomen nach dem anderen zu bestaunen.

Schöne Graslandschaften, deren Weite endlos schien, hohe Berge, deren Gipfel in den Wolken zu verschwinden schienen und das gewaltige Meer, das seine Arme über das gesamte Land zu strecken schien, machten mich sprachlos. Abgesehen von ganzen Scharren an Schafen habe ich außerdem Flamingos, Nandus und Guanakos in freier Wildbahn gesehen – das sieht man echt nicht alle Tage.

Stadt, Meer, Berge

In Puerto Natales angekommen, bezogen wir 2 kleine Hütten, die mit einem Kamin und vielen Decken ausgestattet sehr gemütlich waren. Die ersten beiden Tage verbrachten wir dann auch viel Zeit in diesen Hütten und in der Stadt selbst. Die hat zwar ein paar schöne Ecken zu bieten, doch die sind nichts im Vergleich zu der umliegenden Natur. Die Stadt ist nicht nur rundum von Gebirgen umgeben, sondern liegt auch noch an einem Meeresarm und hat somit eine eigene Küste, obwohl sie eigentlich nicht an der chilenischen Küste liegt – ebenfalls eine Seltenheit.

Obwohl wir leider nicht genug Zeit hatten, den nahe gelegenen, weltberühmten Nationalpark Torres del Paine zu besuchen, haben wir die Natur um Puerto Natales auch so genossen.

Höhle des milodón

So waren wir beispielsweise in der cueva del milodón – das ist eine riesige Höhle, in der das Wahrzeichen der Stadt, der milodón, gelebt hat, bevor er ausgestorben ist. Das war wirklich beeindruckend, aber nichts im Gegensatz zu den beiden letzten Tagen in Puerto Natales.

Erster Traum

Noch in Deutschland habe ich zur Vorbereitung auf mein Jahr in Chile eine Doku über Patagonien geschaut und kann mich noch gut daran erinnern, wie Leute auf einem Schiff zu einem Gletscher gefahren sind und dort dann Whiskey mit naturellem Gletschereis getrunken haben. Das fand ich damals so cool und auch wenn ich nicht geglaubt habe, dass ich dazu mal die Möglichkeit haben würde, wurde es zu meinem Traum. Und ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich sich dieser Traum letzte Woche für mich erfüllt hat.

Auf einer 10-stündigen Bootstour auf besagtem Meeresarm entlang war das aber nur eines von vielen Highlights. Wir haben auch weitere Tiere in freier Wildbahn gesehen – 4 große Kondore und eine kleine Seelöwen-Kolonie.

Atemberaubend

Und wir haben an einem der größten Nationalparks Chiles angelegt und sind dort ein Stück gelaufen, bis wir schließlich vor einem weiteren, größeren Gletscher standen. Bis zu diesem Moment habe ich mich immer gefragt, was an Gletschern so besonders toll sein soll, ist doch schließlich nur ein bisschen Eis im Schnee. Jetzt ist mir klar, warum Menschen so beeindruckt von Gletschern sind. Bei dessen Anblick blieb mir nämlich erstmal die kühle, klare Luft zum Atmen weg. Ich konnte mich gar nicht an ihm satt sehen.

Schwein, Huhn, Schaf

Nachdem wir auf unserem langen Weg so viel erlebt haben, mussten wir uns für den Rückweg natürlich auch angemessen stärken. Dazu legten wir an der estancia perales an.

Auf riesigen Grilltellern wurden uns verschiedene Fleischarten serviert. Neben der leckeren chorizo habe ich das Schwein, das Hähnchen und zum ersten Mal in meinem Leben auch Lamm probiert – sehr lecker. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang auf der estancia perales, legte das Schiff dann wieder Richtung Puerto Natales ab.

Wohin soll ich schauen?

Inzwischen war auch die Sonne hinter den Wolken hervor gekommen und so habe ich die komplette Heimfahrt an Deck verbracht und die Landschaft bestaunt. Man wusste gar nicht, wo man hinschauen soll. Schaut man sich die weißen Berge rechts an oder doch lieber die grünen Berge links an? Ist der Gipfel in den Wolken sehenswerter oder sind es die Bäume am Fuße des Berges? Und was ist mit dem Himmel? Schaut man dem spektakulären Treiben der Wolken zu oder beobachtet man lieber die Vögel, die an ihnen vorbei ziehen? Und was ist mit der kleinen Insel vor uns? Oder dem Wasserfall hinter uns?

Entscheidet man sich dann dazu, die beruhigenden Wellen zu beobachten, spiegeln sich die gewaltigen Berge darin und erinnern einen erneut, sie anzuschauen.

Glücklicherweise hatte ich auf dem Rückweg genug Zeit, alles in Ruhe aufzunehmen, bevor wir nach einem unglaublichen Tag wieder im Hafen in Puerto Natales einliefen.

Zweiter Traum

Doch das gleiche Problem ergab sich für mich am nächsten Tag wieder. Da erfüllte sich für mich nämlich ein Traum, den ich schon sehr, sehr lange hatte: Ein Ausritt in wilder, unberührter Natur.

Während des 3-stündigen Ritts gab es nur einen Mann, unsere Ponys, mich und die gewaltige Natur. Durch Büsche und Teiche, vorbei an schneebedeckten Wäldern und Wildpferden sind wir bis auf den Gipfel eines Berges des mirador cerro dorotea geritten. Trotz verhangenen Wolken war der Ausblick unglaublich. Die Stadt und deren Meeresarm lagen unter uns und die zugeschneiten Berge blitzten neben uns – wunderschön.

Doch in diesem Fall war nicht das Ziel das Ziel. Hier passt der berühmte Spruch „Der Weg ist das Ziel!“ viel besser. Ich konnte mir endlich den Traum eines Ausritts durch die tiefsten Ecken der Natur erfüllen. Und hinterher gab´s in der Hütte des Mannes sogar noch Kuchen und eine von seiner gastfreundlichen Frau zubereitete Empanada – ein perfektes Ende für einen perfekten Tag. Wie man also sieht, werden in Puerto Natales Träume wahr.