Die 3 Pfeiler des Auslandsjahres
Die Arbeit und die Gastfamilie bilden die beiden wichtigsten Pfeiler eines weltwärts-Freiwilligendienstes, doch daneben gibt es noch einen weiteren Part, der für ein ausgeglichenes Leben sorgt: Freunde.
Meine guten Freunde in Deutschland habe ich trotz der 14.000 Kilometer weiten Entfernung nicht verloren – unsere Freundschaften sind nun eher gestärkt, da wir sicher wissen, dass sie stark genug sind, ein Jahr ohne einander auszukommen. Zwar telefonieren oder schreiben wir über Whatsapp, um uns am Leben des jeweils anderen teilhaben zu lassen, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie nicht hier sind. Also muss man sich Freunde vor Ort suchen – erst durch die wird das Sozialleben im Gastland komplettiert.
Auf Suche
Bei mir hat sich die Freundessuche anfangs schwer gestaltet, da ich sowohl im Fitnessstudio als auch im Salsa-Kurs ausschließlich auf ältere Leute getroffen bin. Als dann in Rafa allerdings die erste Freundin in meinem Alter gefunden war und sie mich ihren Freunden vorstellte, hatte ich plötzlich eine Hand voll toller Leute, mit denen ich tolle Sachen unternehmen konnte. Ob beim Versuch, Pfannkuchen zu backen, beim Netflix-Filme und Youtube-Videos schauen, beim Bowling spielen, beim Eislaufen, beim Klettern auf einem Steg über dem Meer oder beim Verbrennen der Zunge an scharfem, koreanischen Essen, wir hatten immer unseren Spaß.
An Weihnachten haben wir chilenisch gewichtelt – beim amigos secretos kauft man seinem Lospartner ein kleines, meist eher zum Schmunzeln anregenden als nützlich zu gebrauchenden Geschenk und übergibt dieses dann in gemeinsamer Runde. An meinem Geburtstag sind sie mit mir in einer Bar feiern gegangen und haben mir anschließend Geschenke und einen selbst gebackenen Kuchen aus Banane und manjar überreicht. An unserem letzten Tag vor meiner Reise sind sie mit mir auf einen kleinen Hügel in Punta Arenas gegangen und wir haben gemeinsam dabei zugesehen, wie die Nacht über die Stadt fiel.
Wunderbares Wochenende
Mit Rafa, Anto, Magri, Chelo & Cami habe ich wunderschöne Momente erlebt und wir haben uns nicht selten zusammen die Seele aus dem Leib gelacht. Der schönste Moment mit ihnen zusammen war jedoch unser gemeinsames Camping-Wochenende in der Natur am Ende der Welt. Südlich der Stadt besitzen Chelos Verwandte eine großes Feld, auf der wir unser Zelt aufschlagen konnten. Nachdem es aufgebaut war, wir eine Runde „Wer bin ich?“ gespielt uns Spielkarten bei den Kilometer weit entfernten Nachbarn besorgt hatten, bekamen wir Hunger. So haben wir Holz und Steine gesammelt, um ein Lagerfeuer zu machen. An dem haben wir uns dann Essen gemacht, uns aufgewärmt und stundenlang geredet.
Als wir dann alle zusammen in die Schlafsäcke gekuschelt im Zelt lagen, war ich sehr glücklich. Bei diesen Leuten konnte ich komplett ich selbst sein und sie haben mir dafür ihre Zuneigung geschenkt. An diesem Wochenende wurden wir zu Freunden.
Ein Dankeschön
Leider sind die 5 inzwischen alle in Santiago zum Studieren und wir hören nur noch ab und zu über Instagram-Nachrichten oder Anrufe voneinander. In der kurzen Zeit, die wir zusammen hatten, haben wir vielleicht keine Freundschaft für´s Leben geschlossen, doch Freundschaft für einen besonders wichtigen Lebensabschnitt für mich. Von ihnen habe ich gelernt, dass man auch abseits seines Musikgeschmacks hammer Lieder entdecken kann, dass man zu acht in ein mit Zelt und Proviant vollbeladenes Auto passt und dass eigene Eigenschaften einen besonders und liebenswert machen. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein.
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