Carlos, Claudia & Carlos Javier

Jetzt bin ich schon eine ganze Weile hier in Chile und hab sowohl in Punta Arenas als auch auf meiner Reise durch´s Land viel erlebt. Und wer hat mich immer begleitet? Meine Gastfamilie.

Mit Carlos, Claudia & Carlos Javier habe ich inzwischen ein familiäres Verhältnis aufgebaut. Wir kennen uns inzwischen recht gut – wir bringen einander zum lachen, wir necken uns gegenseitig und wir wissen über die Vorlieben und die Abneigungen des jeweils anderen Bescheid. Ab und an kann es auch mal zu kleineren Zickereien über den Abwasch, die Zeit im Bad oder die richtige Jacke für´s Wetter kommen, doch einen richtigen Streit gab es noch kein einziges Mal. In vielen Dingen sind wir uns einig und den Rest akzeptieren wir. Ich denke, besonders letzteres ist wichtig für interkulturelles Zusammenleben.

Aufgrund dieser Kultur bedingten Unterschiede, konnten sie nicht nur ein paar deutsche Wörter oder Traditionen erlernen, auch ich habe schon vieles von meiner Gastfamilie gelernt. Claudia & Carlos geben mir immer mal wieder kleine Lebensweisheiten aus Chile weiter – „sieh das Leben locker“, „was du heute nicht schaffst, machst du eben an einem anderen Tag“ und „für alles Schlechte, passiert auch etwas Gutes“ sind Ansichten, die ich von ihnen übernommen habe. Und das hat mir tatsächlich zu weniger Stress und mehr Ruhe im Leben verholfen.

Erlebnisse zum genießen – oder zum schlapplachen

Außerdem habe ich mit meiner Gastfamilie auch schon ganz viele kleine Momente erlebt, die einem in Erinnerung bleiben. Gemeinsam mit Carlos Javier im Pool in Pucón rumalbern, zusammen mit Carlos Popcorn für ein perfektes Heimkino-Erlebnis zubereiten, gemeinsam mit Claudia einen kaputten Einkaufswagen durch den Supermarkt schieben oder alle zusammen in ein Uber quetschen – mit den 3 kann man Spaß haben. Dabei es ist egal, ob wir unterwegs sind oder zuhause am Essenstisch.

Als ich dann alleine auf Reisen war, war ich auch nie allein. Immer wieder haben sich Claudia & Carlos erkundigt, wie es mir geht und was ich so erlebt habe. Nach dem Erdbeben haben sie mich beispielsweise direkt angerufen und auch sonst konnte ich sie bei Fragen zum Land jederzeit erreichen. Sie haben mir wertvolle Tipps für meine Reise gegeben und mich danach auch wieder herzlich empfangen.

Nachdem wir alle zurück in Punta Arenas waren, sind wir auch direkt schön Essen gegangen – die Einladung kam von meinen Eltern aus Deutschland als Dankeschön, dass meine Gastfamilie sich so gut um mich kümmert. Uns hat es ins rincón alemán gezogen, wo wir Wildschwein mit Kartoffeln und Rotkohl verputzt haben – deutsch eben.

Anschließend habe ich mit Carlos noch das Schiff Nao Victoria angeschaut – auf dem fand der Portugiese Fernando de Magallanes 1520 die Magellanstraße bei Punta Arenas. Das Schiff war sehr eindrucksvoll und wir trafen dort auf 2 sympathische Männer, mit denen wir eine nette Konversation führten. Am Ende stellte sich heraus, dass einer von ihnen gelegentlich auch im Centro de Rehabilitación arbeitet. „Man muss die Leute nur ansprechen“, hat Carlos dazu gesagt.

Familie

Meine Gastfamilie ist mir inzwischen sehr wichtig geworden. Sie sind immer für mich da und können mich jederzeit aufheitern. Auch wenn nicht immer alles perfekt läuft, kann ich mich im Großen & Ganzen sehr glücklich schätzen, hier gelandet zu sein. Nicht jeder, der ein Auslandsjahr antritt, bleibt das ganze Jahr über in seiner Gastfamilie. Mein Jahr ist zwar noch nicht vorüber, aber ich bin zuversichtlich, dass mir kein Wechsel bevorsteht. Wir kümmern uns umeinander und können zuhause sein, wer wir sind – wie in meiner deutschen, richtigen Familie.